Digitale Führung und Technologien für die Teaminteraktion von morgen (teamIn)

Wie digitales Arbeiten die Zusammenarbeit in produzierenden Unternehmen verändert, erforscht ein institutsübergreifendes Team am wbk, IBU und IFA und gewinnt Erkenntnisse zu denzentralen Entscheidungen und Führungsverhalten.

Im Zuge der aktuellen Corona-Pandemie sind viele Unternehmen gezwungen, sich mit digitalen Interaktionstechnologien auseinander zu setzen. Geltende Kontaktbeschränkungen haben zusätzlich dazu geführt, dass Schichtpläne viel flexibler gestaltet werden müssen. Im Forschungsprojekt teamIn entwickeln Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des wbk Instituts für Produktionstechnik, des IBU – Instituts für angewandte Betriebswirtschaftslehre und Unternehmensführung und des IFA Instituts für Fabrikanlagen bereits seit 2018 ein Leitbild für die Führung und soziale Interaktion im digitalen Zeitalter.  

Die Digitalisierung wirkt sich immer stärker auf die Produktionssysteme und somit auf die Interaktionen im sozio-technischen System des Unternehmens aus. Insbesondere durch die zunehmende Verfügbarkeit an Echtzeitdaten und den Einsatz neuer „intelligenter“ Technologien werden selbststeuernde Produktionsanlagen und dezentrale Entscheidungen zunehmend Realität. Damit schnelle technologischen Veränderungen den Mitarbeitenden keine Angst machen und sie neuen Technologien auch akzeptieren können, muss das Management in produzierenden Unternehmen die Chancen der Digitalisierung vermitteln und aufzeigen, wie dadurch Angestellte flexibler und agiler arbeiten können.

Sollen Mitarbeitende dezentrale Entscheidungen treffen oder flexibel über ihre Arbeitsinhalte und ihren Einsatzort im Produktionssystem entscheiden können, müssen Sie verstehen, wie sich ihr Handeln auf die Situation und die Produktionsziele auswirken. Mit der Weiterentwicklung des Shopfloor Management mit Hilfe von Live-Daten aus der Produktion und nutzergerechtet Visualisierung kann die hierfür notwendige Transparenz für die Mitarbeitenden geschaffen werden. Zeitgleich gilt es, möglichst flache und agile Führungssysteme einzuführen. Bisher fokussiert sich die Forschung in diesem Umfeld auf die technologischen Neuerungen. Die Auswirkungen auf Mitarbeitende und die Führungssysteme sind noch selten berücksichtigt.

Im Rahmen des Forschungsvorhabens wird nun an einem neuen Führungsleitbild gearbeitet, welches dem digitalen Wandel und dezentralen Entscheidungen gerecht wird, aber auch analysiert, wie die Digitalisierung die Interaktion zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden positiv und negativ beeinflussen kann. Es berücksichtigt zudem, dass die Führungskraft in dem neuen Führungsmodell eines hohen Maßes an Führungskompetenz aufweisen muss und vor allem Zeit für die Führungsarbeit benötigt.

Das zu entwickelnde Leitbild setzt sich dabei aus vier Teilzielen zusammen. Im ersten Teilziel analysiert das Projektteam die bestehenden Führungsinstrumente und definiert Anforderungen an neue Instrumente. Basierend auf dieser Analyse werden neue Führungsinstrumente in kooperativer Zusammenarbeit entwickelt, welche anschließend in den Lernfabriken des wbk und des IFA getestet und dann in Unternehmen in der Praxis erprobt werden.

Das zweite Teilziel beinhaltet die Entwicklung eines modernen Führungssystems, welches sich an das Shopfloor Managements anlehnt. Bestehende und neu entwickelte Führungsinstrumente werden den einzelnen Kernbereichen des Shopfloor Management zugeordnet und mit bestehenden Führungsprinzipien und -stilen verbunden. So entsteht ein neues ganzheitliches Shopfloor Management Modell, welches die Führungsinstrumente kombiniert und mit den entsprechenden Führungsprinzipien vereint, wodurch sich die Einflüsse der Instrumente auf die Komponenten eines Führungssystems darstellen lassen. Mit Hilfe dieser Darstellung können die Instrumente anschließend unternehmensspezifisch ausgewählt werden und ein neues, modernen Führungssystem gestaltet werden. 

Im dritten Teilziel werden die Auswirkungen der Führungsinstrumente auf das sozio-technische System der Unternehmen betrachtet. Diese ganzheitliche Betrachtung ist zentral, da die Digitalisierung der Instrumente und die Anpassung der Führungssysteme an agile Arbeitsweisen mit wesentlichen Veränderungen einhergehen. Dabei untersucht das Projektteam, wie sich die Digitalisierung auf die Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitenden und Führungskräften auswirkt und welche Risiken und Chancen dabei entstehen. Gleichzeitig bringt das Projektteam die entwickelten Führungssysteme mit den vorherrschenden Organisationsstrukturen in Einklang. Für die einzelnen Rollen und die entstehenden Instrumente müssen neue notwendige Kompetenzen ermittelt werden und hierfür muss ein Kompetenzentwicklungsprogramm erstellt werden.

Im vierten Teilziel gestaltet das Projektteam einen Transformationsprozess. Damit die Veränderungen, die im Rahmen des Projektes in den Unternehmen angestoßen werden, auch nachhaltig eine positive Wirkung entfalten, steht von Beginn an die partizipative Gestaltung des Veränderungsprozesses im Mittelpunkt des Projektes. Das bedeutet, dass die Führungskräfte und Mitarbeitenden kontinuierlich in die Entwicklung des Leitbildes einbezogen werden, von der Zustands- und Bedarfserhebung bis zur Entwicklung und Umsetzung der Methoden.

Corona zeigt aktuell die hohe Relevanz für das Forschungsvorhaben und verändert die Arbeitsweise im Projekt. Bestehende Workshopkonzepte wurden in kurzer Zeit in digitale Tools überführt, wodurch virtuelle Design-Thinking-Workshops mittlerweile zur Routine geworden sind. War die Erprobung und Analyse der neuen Instrumente zunächst für die zweite Projekthälfte geplant, konnten schon jetzt erste Erkenntnisse aus der digitalen Zusammenarbeit gewonnen werden.

Weitere Informationen zum Projekt teamIn finden Sie unter www.teamin-projekt.de External Link