Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellen Visiere für ViDia Christliche Kliniken Karlsruhe und DRK Karlsruhe her

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellen Visiere für ViDia Christliche Kliniken Karlsruhe und DRK Karlsruhe herwbk
Visiere wbk
Visiere für Pflegepersonal und Ärzte. Bild: wbk Institut für Produktionstechnik
Visiere wbk
Ein Teil der ausgelieferten Masken. Foto: wbk Institut für Produktionstechnik

Die Karlsruher ViDia Kliniken baten das wbk – Institut für Produktionstechnik des KIT um Unterstützung: Die Ärzte benötigen schnellstmöglich min. 100 Visiere aus Kunststoff. Diese tragen das Pflegepersonal und die Ärzte auf normalen Krankenstationen – zusätzlich zur vorgeschriebenen Atemmaske – beim direkten Kontakt mit Patienten, die sich mit COVID-19 infiziert haben. So schützen sie sich vor direkter Tröpfchen-Übertragung durch die Patienten.

Ebenso können die Visiere in den Notaufnahmen getragen werden sowie in allen OP-Bereichen bei Narkoseeinleitungen, im HNO-OP und bei Bronchoskopien der Lungenheilkunde und Lungenchirurgie, sowie auf den Intensivstationen. Die Visiere können auch Brillenträger aufsetzen.

Aktuell sind derartige Hilfsmittel am Markt kaum noch zu bekommen und dann auch nur zu stark überhöhten Preisen. Die Wissenschaftler haben daher zunächst begonnen, gemeinsam mit der Hochschule Karlsruhe, eine Testreihe der Visiere zu fertigen. Wichtiges Element für die Herstellung der Visiere sind 3-D-Drucker, die normalerweise im Prototypenbau und zu Forschungszwecken im Bereich der additiven Fertigung eingesetzt werden. Die Visiere werden mit etwa 30 3D-Druckern gefertigt, mittlerweile bei einer benötigten Zeit von ca. drei Stunden pro Stück. Das Druckverfahren, welches dabei eingesetzt wird, ist das sogenannte Fused Deposition Modeling (FDM). Dabei wird Kunststoff in einem Druckkopf aufgeschmolzen und in dünnen Schichten auf einer Bauplattform aufgetragen.  

Zunächst nutzen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für die Produktion alle Hilfsmittel, die vorhanden waren: Durchsichtige Deckblätter für wissenschaftliche Abschlussarbeiten dienten als ‚Sichtbereich‘ der Visiere und wurden einfach gelocht, damit ein Gummiband durchgefädelt werden kann. Mit einem Lasercutter unterstützte dann das Institut für Produktionsentwicklung (IPEK) des KIT. Somit können nun die Schilde auf die passende Größe zugeschnitten und eine stabilere PET-Kunststofffolie eingesetzt werden. Auch ein Desinfektionsstand wäre an der HS Karlsruhe vorhanden, jedoch übernimmt die Klinik selbst die Desinfektion aller Visiere. Auch weitere Institute (wie das ISTM) beteiligten sich. So konnten die Wissenschaftler bisher 260 Masken an die ViDia Kliniken ausliefern. Weitere sollen demnächst folgen. „Wir freuen uns sehr und sind dankbar für die gute und unbürokratische Kooperation mit dem KIT und den Partnern. In dieser außergewöhnlichen Situation ist es ermutigend zu erleben, wie eine schnelle Unterstützung durch lokale Einrichtungen möglich ist“, freut sich Richard Wentges, Vorstandsvorsitzender ViDia Christliche Kliniken Karlsruhe.

Zudem konnte das wbk 140 Visiere an das Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband Karlsruhe e.V. ausliefern, welches damit die über 80 Notfallhilfen aller Hilfsorganisationen im Stadt- und Landkreis ausstatten möchte.

Natürlich ist dies kein Prozess, der sich für eine Massenfertigung eignet und es werden hier auch keine zertifizierten medizinischen Hilfsmittel hergestellt – das ist auch nicht das Ziel. Aber die Karlsruher Wissenschaftler sind sich einig, dass sie angesichts der aktuellen Herausforderungen einen kleinen Beitrag für das Gemeinwohl leisten und ehrenamtlich unterstützen wollen, wo immer es ihnen möglich ist. Für die Kliniken ist diese Art der unbürokratischen Hilfe gerade von großer Bedeutung, damit sie sich auf die Versorgung ihrer Patienten konzentrieren können.

Es gibt in der Region Karlsruhe viele derartige spontane Initiativen, in denen kulturelle oder wissenschaftliche Einrichtungen ehrenamtlich unterstützen. So hat etwa auch das FZI Forschungszentrum Informatik bereits 275 Visiere aus dem 3-D-Drucker an das Städtische Klinikum Karlsruhe übergeben.