Glossar

Der Begriff der Industrie 4.0 geht zurück auf ein gleichnamiges Projekt der deutschen Bundesregierung im Rahmen der sogenannten Hightech-Strategie (vgl. BMBF 2022).

Im industriellen Kontext bezeichnet der Begriff Industrie 4.0 die Verbindung der digitalen Welt des Internets mit den konventionellen Prozessen und Diensten der produzierenden Wirtschaft. Es handelt sich dabei um die horizontale und vertikale Vernetzung entlang der Wertschöpfungskette mit Verlagerung der Steuerung von oben nach unten. Hohe Erwartungen knüpfen an diese Entwicklung an. Viele sprechen von der vierten industriellen Revolution, die große Chancen für die Wirtschaft mit sich bringt, zugleich aber auch große Herausforderungen an alle Beteiligten stellt. Durch eine Optimierung der Logistik und den effizienten Einsatz von Daten soll eine ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft entstehen. (vgl. BMWK, BMBF 2022a; vgl. BMWK, BMBF 2022b)

Für das Shopfloor Management besonders relevante Aspekte der Industrie 4.0 sind Möglichkeiten zur automatischen Erfassung und Auswertung großer Datenmengen aus der Produktion und der Einsatz neuer Technologien beispielsweise in Form von untereinander vernetzten Robotern oder Werkerassistenzsystemen wie Virtual Reality Brillen (vgl. Schuh et al. 2020, S. 41f.).

Shopfloor Management setzt sich aus den zwei Begriffen Shopfloor und Management zusammen. Shopfloor, japanisch Gemba, bezieht sich auf den Ort der Wertschöpfung bzw. die Werkstätte, an dem die wertschöpfenden Prozesse stattfinden, um letztendlich die Kunden zufriedenzustellen. Management beschreibt „alle Tätigkeiten, die der Steuerung des betrieblichen Leistungsprozesses dienen und dabei planender, organisierender und kontrollierender Art sein können“. Allgemein kann Shopfloor Management also als ein Führungsinstrument beschrieben werden, welches den Shop­floor, den Ort der Wertschöpfung, in den Mittelpunkt rückt. (Brunner 2017, Suzaki 1994, Gluchowski et al. 2008, Peters 2009 und Riegger 2011, zitiert nach Lanza 2018, S. 12)

 

Lean vereint Methoden, um Prozesse zu optimieren bzw. zu verbessern. Lean-Prinzipien fassen passende Methoden dafür zusammen. Lean ist aber mehr als nur eine Ansammlung von Methoden und Prinzipien. Lean hat hauptsächlich mit der Strategie und Kultur eines Unternehmens zu tun. (Bertagnolli 2018, S.4) 

Lean Management umfasst alle Themenstellungen von Lean in einem ganzheitlichen Ansatz in verschiedenen Anwendungsbereichen. Dabei werden zusätzlich der Mensch, der Führungsaspekt, sowie das Denken und Handeln einbezogen. Statt Methoden stehen Denkweisen im Vordergrund (Lean Thinking). (Bertagnolli 2018, S.217) 

Japanische Bezeichnung für einen ganzheitlichen Zielableitungsprozess (engl. Policy Deployment). Durch die vertikale und horizontale Abstimmung, sowohl top-down als auch bottom-up, wird eine gemeinsame und klare Zielausrichtung erreicht. „Hoshi“ steht für „Stern“ bzw. „Kompassnadel“, „Hoshin“ für „Strategie“ und „Kanri“ für „Management“.  

Die Mitarbeiterentwicklung und das Erreichen der Prozessergebnisse stehen bei Hoshin Kanri im Fokus. Hoshin Kanri verbindet klare Führung mit selbstbestimmter Arbeit. 

Bei Hoshin Kanri findet ein systematischer Kaskadierungsprozess über alle Bereiche des Unternehmens statt. Eingerichtet sind vertikale und horizontale Abstimmungen der Ziele. Alle Mitarbeitenden und Führungskräfte sind durch einen Prozess, der top-down und bottom-up durchgeführt wird, eingebunden. Es wird sichergestellt, dass getroffene Vereinbarungen gemeinsam getragen werden und sich alle Bereiche mit ihrem Bereichsziel nach der gemeinsamen Vision ausrichten. Dies stellt eine Orientierung und Fokussierung auf den Unternehmenserfolg sicher. 

Hoshin Kanri wird durch eine andersartige Vorgehensweise charakterisiert: 

  • Langfristige Ausrichtung eines Unternehmens an der Vision
  • Richtungsbestimmung durch das Management top-down mittels Vision
  • Informationsfluss und Beteiligung der Mitarbeitenden bottom-up über Rückkopplungsschleifen
  • Vereinbarung vertikal und lateral über alle Ebenen, ohne Brüche zwischen den Hierarchieebenen
  • Schwerpunkt auf der Entwicklung der Mitarbeitenden anstatt der Bewertung einer Leistung
  • Fokussierung auf Ergebnisse und Prozesse
  • Vorgehensweise analog Kaizen und PDCA
  • Partizipation: Einbindung der Mitarbeitenden als Teilnehmende und Team
  • Führungsleitlinien: Verantwortung statt Autorität

(Bertagnolli 2018, S. 320) 

Digitalisierung bezüglich der Arbeitswelt beschreibt den Einsatz neuer digitaler Informations- und Kommunikationstechnologien bzw. technologische Veränderungen in der Arbeitswelt, die die Arbeitsweise im Unternehmen nachhaltig verändern. Prozesse innerhalb eines Unternehmens werden vernetzt und Daten zentral gesammelt, sodass alle Mitarbeitenden jederzeit von jedem Ort auf die Daten zugreifen und mit ihnen arbeiten können. Beispiele für digitale Informations- und Kommunikationstechnologien sind Cloud Server, digitale Assistenzsysteme, Instant Messaging oder Augmented Reality, denen das Internet als Basistechnologie zugrunde liegt.
(vgl. Stettes 2017, S. 467; vgl. Tarkowski 2022)

Der kontinuierliche Verbesserungsprozess (KVP) basiert auf der japanischen Philosophie „Kaizen“. Im Kern geht es um ein in der Kultur verankertes permanentes Verbessern von Prozessen, Leistungen und Produkten in kleinen Schritten. Dies findet immer unter Einbeziehung von Mitarbeitenden statt. Kaizen ist eine Philosophie bzw. Denkweise, welche durch die Mitarbeitenden tagtäglich selbstständig getragen wird. Optimierungen finden permanent in Zyklen statt. Ein durchgängiger Ablauf ist der PDCA-Zyklus (Plan, Do, Check, Act). (Bertagnolli 2018, S. 151) 

Shopfloor-Board / KVP Board ist eine Informationstafel, an der Kennzahlen und Themen einfach und schnell visualisiert werden. Das Shopfloor-Board ist das zentrale Instrument von Shopfloor Management. Es dient der Visualisierung von Kennzahlen und der Maßnahmenverfolgung. Durch die Transparenz werden die Führung und Steuerung von Prozessen sowie getroffene Entscheidungen nachvollziehbar. (Bertagnolli 2018, S. 333) 
In digitaler Form ermöglicht es unter anderem, Datenströme aus der Produktion in Echtzeit zu visualisieren. 

Projektteam bezeichnet den Zusammenschluss von mehreren Personen zur Lösung einer bestimmten Aufgabe oder zur Erreichung eines bestimmten Zieles, wobei sie mit einer Planungs- und Entwicklungsaufgabe betraut sind. Ein Projektteam arbeitet meistens für ein einmaliges Vorhaben zusammen (Bank 2018, zitiert nach Doppler, Lautenburg 2005, S. 435).

Shared Leadership zeichnet sich durch flache Hierarchien aus. Es ist ein dynamischer, interaktiver Gruppenprozess, in dem Führung aus der Gruppe hervorgeht und sich Individuen gegenseitig führen, um Gruppenziele zu erreichen. Dies steht jedoch nicht im Widerspruch zu einer Führungskraft, sondern dient ihrer Ergänzung. Gerade in räumlich verteilten Teams spielt Shared Leadership zunehmend eine Rolle. (Kauffeld et al. 2017)

Digitale Werkerassistenzsysteme sind mobile oder körpernah tragbare Endgeräte, wie Datenbrillen und Tablets, in industrieller Anwendung. Mit Hilfe der Assistenzsysteme können Mitarbeitende zum Beispiel durch die Bereitstellung relevanter Informationen (Blumberg, Kaufeld 2020, S.10) unterstützt oder in die Smart Factory eingebunden werden (Blumberg, Kaufeld 2020, S.2). So entstehen vor allem im Produktionsumfeld große ökonomische Potenziale zur Effizienzsteigerung (Blumberg, Kaufeld 2020, S.10).

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