Kennzahlenbasierte Steuerung globaler Wertschöpfungsnetzwerke

Ausgangssituation:

Bei durchschnittlichen Fertigungstiefen von etwa 20 - 30 % im verarbeitenden Gewerbe sind Unternehmen bei der Erstellung von Produkten auf die Zusammenarbeit mit anderen Firmen in Netzwerken angewiesen. In Konsequenz wird gefolgert, dass der Wettbewerb nicht mehr zwischen einzelnen Unternehmen, sondern zwischen konkurrierenden Wertschöpfungsnetzwerken ausgetragen wird, welche sich durch ihre Zusammensetzung aus autonomen Akteuren auszeichnen. Diese Akteure prägen mit ihrem individuellen Entscheidungsverhalten, welches sich an ihren Zielstellungen orientiert, das Gesamtverhalten. Weitere Einflussgrößen auf das Verhalten sind wechselseitige Interdependenzen, vorherrschende Machtverhältnisse, die Existenz von Zielkonflikten sowie die inhomogene Informationsverteilung und das Vertrauen zwischen den Akteuren. In diesem Zusammenhang stellt die Steuerung des Wertschöpfungsnetzwerks für Unternehmen eine reale Herausforderung dar. Mit welchen Maßnahmen sie ihre Zusammenarbeit mit weiteren Akteuren des Wertschöpfungsnetzwerks steuern oder entwickeln sollten, ist bisher nicht eindeutig zu beantworten. Zum einen können die verketteten und voneinander abhängigen unternehmensübergreifenden Produktionsprozesse bisher nur partiell beschrieben und somit die Schwachpunkte und Handlungsfelder in den unternehmensübergreifenden Wertschöpfungsketten nicht identifiziert werden. Zum anderen bereiten auch die in der Realität vorherrschenden dezentralen Entscheidungsstrukturen und die Entscheidungsfindung nach individuellen Zielsystemen Schwierigkeiten bei der Identifikation umsetzbarer Maßnahmen. Unternehmen können daher die Auswirkungen ihres Handelns oder des Handelns von Netzwerkpartnern nicht mehr objektiv beurteilen.


Zielsetzung:

Ziel des Projekts ist die Entwicklung einer konzeptionellen Bewertungsmethodik für die strategische Steuerung von Produktionsprozessen in globalen Wertschöpfungsnetzwerken. Dafür soll zunächst eine Methodik zur Identifikation von Schwachstellen und Verbesserungspotentialen, die systemrelevante Auswirkungen auf ein fokales Unternehmen im Wertschöpfungsnetzwerk haben, entwickelt werden. Darauf aufbauend ist eine Methodik zur Identifikation geeigneter Steuerungsmaßnahmen für spezifische Konfigurationen eines Wertschöpfungsnetzwerks unter Berücksichtigung deren besonderen Eigenschaften zu entwickeln.


Vorgehensweise:

Zur Erreichung der Zielsetzung ist zunächst die Ermittlung von Zielsystemtypologien sowohl auf Unternehmens- als auch auf Netzwerkebene erforderlich. Ferner sollen verschiedene strategische Maßnahmen zur Verbesserung sowohl eines unternehmensinternen Produktionssystems als auch eines unternehmensübergreifenden Wertschöpfungsnetzwerks identifiziert und deren qualitative Auswirkungen analysiert werden. Daran anschließend wird ein kennzahlenbasiertes Beschreibungsmodell für Produktionsprozesse in Wertschöpfungsnetzwerken weitestgehend allgemeingültig entwickelt, das eine vereinfachte Beschreibung der komplexen Prozessketten in variablem Detaillierungsgrad ermöglicht und die ermittelten zielsystembasierten Entscheidungsstrukturen berücksichtigt. Die ermittelten Maßnahmen werden anschließend in das entwickelte Modell integriert. Ergebnis ist ein generelles Gerüst qualitativer Auswirkungen von Maßnahmen auf die unternehmensübergreifenden Produktionsprozesse, das sich anschließend für eine unternehmensspezifische Anwendung quantitativ spezifizieren lässt. Dazu soll das resultierende Gesamtmodell in einer parallel zu entwickelnden agentenbasierten Simulationsumgebung implementiert werden. Auf diese Weise kann für unternehmensindividuelle Konfigurationen von Wertschöpfungsnetzwerken in Abhängigkeit der verschiedenen Zielsysteme das Entscheidungsverhalten der Unternehmen gegenüber Verbesserungsmaßnahmen abgebildet werden. Mit Hilfe des Modells können anschließend Aussagen über die Eignung und den Erfolg dieser Maßnahmen abgeleitet werden.